Sportkreis Darmstadt-Dieburg: Mehr
Bewegung in die Grundschulen
Verbände – Sportkreis rückt Projekt-Baustelle mit
Vereinen in den Vordergrund – Beispiel Heinrich-
Hoffmann-Schule
Bewegung in die Grundschulen: Die Heinrich-Hoffmann-Schule in Darmstadt geht mit gutem
Beispiel voran. ArchivFoto: Roman grösser
Kooperation zwischen Schulen und Vereinen wird künftig groß geschrieben. Aus diesem
Anlass hatte die Regie des neu gegründeten Sportkreises Darmstadt-Dieburg jüngst zu einer
ersten Informationsveranstaltung in der Darmstädter Heinrich-Hoffmann-Schule eingeladen.
Grundschulen und Sportvereine erhielten aus der Warte von Schule, organisiertem Sport und
Kommune Informationen über laufende und geplante Projekte. Harry Distelmann,
Vorsitzender von Rot-Weiß Darmstadt und stellvertretender Vorsitzender im Sportkreis,
unterstrich die Bedeutung des Zusammenspiels: „Es ist im Sinne unserer Kinder, die
Kooperationsbemühungen deutlich zu steigern.“
Die Rektorin der Heinrich-Hoffmann-Schule, Margarete Rotter, die seit vier Jahren mit sechs
Vereinen zusammenarbeitet, betonte die Dringlichkeit des Projektes wegen zunehmender
Schwierigkeiten der Kinder beim Bewegungsverhalten: „Es besteht Handlungsbedarf. Kinder,
die vielleicht sonst keinen Zugang zu dem Sport haben, bekommen die Möglichkeit, eine
Stunde Sport zu treiben innerhalb des Stundenplans vor oder nach dem Unterricht Sport zu
machen.“
Beim Auftritt der Cheerleading-Gruppe, betreut von Übungsleiterin Sarah Zettl,
dokumentierte Margarete Rotter eines ihrer Anliegen: „Förderung der Integration ist sehr
wichtig.“ 70 Prozent der Grundschulkinder an ihrer Innenstadt-Schule haben
Migrationshintergrund. Sie stammen aus 30 Ländern. Darunter sind zunehmend Kinder ohne
Sprachkenntnisse.
Das Projekt an dieser Grundschule, ohne einen Sportverein in der Nähe, garantiert neben drei
Sportstunden im regulären Unterricht zwei weitere Bewegungsstunden, erteilt von
Vereinsübungsleitern – inzwischen für alle vier Jahrgänge (Klassen eins bis vier). Während
die erste und zweite Klasse das Angebot im regulären Vormittagsunterricht erhalten, sind die
Klassen drei und vier über Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag eingebunden. Das Projekt –
angeschoben durch die EU-Initiative „Gesunde Kinder in gesunden Städten“ – erreicht
Nachwuchs, der nicht mit Sport- oder Vereinsangeboten in Berührung kommt. Cheerleading,
Basketball, Kickboxen oder Modern Dance versuchen Bewegung, Spaß und spielerisch
Grundmotorik zu wecken. Spaß und Begeisterung der Kinder belohnen den Aufwand.
Margarethe Rotter: „Es kommt wahnsinnig gut an.“ Integrations- und Konzentrationsfähigkeit
werden geschärft.
„Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen sind Bausteine in der Sportentwicklung“,
erklärte Sportberater Ralf-Rainer Klatt, der die Veranstaltung moderierte, aus Sicht der Stadt
Darmstadt: „In der Grundschule sind alle Kinder erreichbar, unabhängig von ihrer sozialen
Herkunft oder dem späteren Bildungsstand. Außerdem werden – gerade auch unter
Integrations-aspekten – Familien über die Kinder erreicht.“ Und die Gesundheit wird durch
regelmäßigen Sport verbessert. Da waren sich alle einig.
Zusammenarbeit kein Selbstläufer
Bei der Diskussion unter gut 60 Vereinsvertretern und Pädagogen wurden Probleme
aufgegriffen, die Kooperationen erschweren: Ganztagsbetreuung in Schulen. Belegung der
Sporthallen. Anforderungsprofil für die Übungsleiter. Fehlende Anschubfinanzierungen. Dr.
Frank Obst, Projektleiter „Schule und Verein“ beim Landessportbund Hessen: „Die Thematik
einer täglichen Sportstunde wurde bereits 1989 vom Kultusministerium mit dem
Landessportbund als Pilotprojekt aufgegriffen, konnte sich aber leider nicht problemlos
durchsetzen.“ Das zeige, dass Zusammenarbeit zwischen beiden Systemen, kein Selbstläufer
ist. Deshalb sollte jede Schule einen Schulsportkoordinator haben, der sich mit diesem Projekt
beschäftigt. Dies war einer der Punkte von Thomas Schorr, Schulsportkoordinator beim
Staatlichen Schulamt. Zugleich wurden unterschiedliche Ziele deutlich.
Frank Obst: „Der organisierte Sport ist der stärkste Partner der Schulen in Hessen und somit
als Partner nicht mehr wegzudenken für dieses Projekt – gerade auch wenn es um
Ganztagsschulentwicklung und Betreuung geht.“ Kooperationen in Darmstadt und dem
Landkreis sollen zunächst in Grundschulen entwickelt werden. Wegen der Konzentration auf
eine Schulform, der Nähe von Schule und Verein im Stadtteil und in den Landkreis-
Kommunen sowie begrenzten Finanzen und Ressourcen. Ralf-Rainer Klatt: „In der
Grundschule sind alle Kinder erreichbar, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder dem
späteren Bildungsstand. Ebenso wird die Familie über die Kinder erreicht.“
Eine gemeinsame Kommunikationsbasis im Sportkreis soll Ansprechpartner auf beiden Seiten
einbinden. „Jedes Kind, das wir für den Sport begeistern, ist ein Gewinn“, unterstrich Hans-
Dieter Karl. Der Vorsitzende des Sportkreises Darmstadt-Dieburg.
(Magda Asefaw. Die Autorin ist Praktikantin im Sportamt der Stadt Darmstadt. Sie studiert
Sportjournalismus/Sportmanagement.)